"Im Mittelpunkt meines Engagements
stehen immer die Menschen. Um
unsere Heimat für sie lebenswert
zu erhalten, setze ich mich ein."



31. August 2020

Hoffnungszeichen für die Opfer der Explosionskatastrophe in Beirut Braubacher Hoffnungszeichen helfen mit 20.000 Euro

Einen Monat nach der Explosionskatastrophe im Libanon besteht keine Hoffnung mehr, noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Die Hilfe für die Verletzten und diejenigen, die durch die Detonationen von fast 3.000 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut ihr Hab und Gut, Wohnung und zu Hause verloren haben, läuft auf Hochtouren. Auch der Wohltätigkeitsverein Braubacher Hoffnungszeichen e. V. hilft den Opfern der Katastrophe und wird dabei von zahlreichen Spendern unterstützt.

Vor allem die Jugendgruppen und die beiden Pfarrer Habib Badr und Rima Nasrallah packen mit an und räumen die Trümmer im Kirchenschiff der Nationalen Evangelischen Kirche in Beirut beiseite und schnüren Lebensmittelhilfspakete für die Bedürftigen, die Opfer der Explosionskatastrophe im Libanon wurden. Die Braubacher Hoffnungszeichen konnten die Arbeit für die ärmsten der Armen im Libanon nun dank zahlreicher Spender mit 20.000 Euro unterstützen.

Dem Spendenaufruf des Braubacher Vereins, über den auch in Presse, Funk und Fernsehen berichtet wurde, folgten sage und schreibe 200 Menschen. „Die Welle der Hilfsbereitschaft, die uns erreicht hat, ist überwäl­tigend. Es ist großartig, wie viele Menschen helfen möchten, um die Not zu lindern, die die schreck­lichen Explo­sionen im Hafen von Beirut verursacht haben“, sagt Amal Fischer, die selbst aus dem Libanon stammt und seit 2005 in Deutschland lebt. Menschen aus Braubach und der Region, aber auch aus anderen Teilen von Rheinland-Pfalz und sogar aus Berlin, Kassel oder Mönchengladbach spendeten. Auch Gruppen und Kreise oder andere Vereine beteiligten sich. „So kam die stolze Summe von 20.000 Euro zusammen, die in den Libanon geschickt werden konnte, um dort zu helfen. Dafür sind wir sehr dankbar“, so Amal Fischer. 

Mit einer Lebensmittelsoforthilfe, durch die Familien mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln versorgt werden, konnte direkt nach dem Unglück am 4. August 2020 begonnen werden. Für diejenigen, die durch die Explo­sionen obdachlos wurden und ihren gesamten Hausstand verloren haben, werden jetzt Schränke, Betten und Matratzen gesammelt, um für eine Möbelgrundausstattung zu sorgen. Die Lebensmittel­hilfen, die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln und die persönliche Unterstüt­zung beson­ders betroffener Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags werden fortgesetzt.

„Unser Partner, die Nationale Evangelische Kirche Beirut, deren Arbeit wir durch die Spenden unter­stützen, hilft nicht erst seit jetzt den bedürftigen Menschen im Libanon. Wäh­rend der aktuellen Wirtschafts- und der Corona-Krise verloren sehr viele Menschen im Libanon ihre Arbeit. Banken haben das Guthaben ihrer Kunden eingefroren, da die Landeswährung von einer Hyperinflation erfasst wurde. Dies führte dazu, dass die Menschen sich oftmals nicht einmal mehr das Nötigste leisten konnten, um ihren Alltag zu meistern. Hinzu kam nun die Explosionskatastrophe“, erklärt Markus Fischer, vom Verein Braubacher Hoffnungszeichen.

Aktuell habe die Kirchengemeinde außerdem ein Stipendium für Studentinnen und Studenten aus­ge­schrieben, die aufgrund der Situation nicht mehr in der Lage sind, ihr Studium, das im Libanon kostenpflichtig ist, zu finanzieren. Wichtig sei der Kirchengemeinde auch die Hilfe für die Gastarbeiter im Land. Diese haben durch die Wirtschaftskrise ihre Arbeit verloren und sitzen nun im Libanon fest, da ihnen das Geld für die Heimreise fehlt. Auch hier möchte die Kirchengemeinde helfen.

„Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung aus Deutschland“, sagt der fast 70-jährige Dr. Habib Badr, seit 35 Jahren Pfarrer der kleinen evangelischen Kirchengemeinde in Beirut, der etwa 250 Familien angehören. „Ohne diese Hilfe würden wir es kaum schaffen. Die Katastrophe vom 4. August hat uns in einer sehr schlimmen Situation getroffen. Unsere Gemeinde betreibt ein Seniorenheim und die Schneller-Schule, ein Waisenhaus im libanesischen Bekaa-Tal an der Grenze zu Syrien.“ Aufgrund der Wirtschaftskrise habe man leider bereits die Grundschule der Gemeinde schließen müssen. „Um den Körper zu retten, musste das Bein amputiert werden“, sagt Badr traurig und ergänzt „Aber wenn ich keine Hoffnung hätte, würde ich gehen.“

Die Nationale Evangelische Kirche Beirut ist die älteste arabischsprachige protestantische Gemeinde im Nahen Osten. Sie wurde 1848 von Missionaren aus Europa und Amerika gegründet. 1869 wurde das Kirchengebäude errichtet, direkt gegenüber dem Grand Serail, dem Sitz des libanesischen Premierministers. Als der Bürgerkrieg den Libanon und dessen Hauptstadt Beirut zwischen 1975 und 1990 in den Schlachtfeld verwandelte, wurde auch die evangelische Kirche zerstört. Nur der Turm blieb stehen. Nach dem Krieg wurde sie für 2,4 Millionen Euro wiederaufgebaut und konnte 1998 neu eröffnet werden. Erst im vergangenen Jahr feierte sie 150. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurden die acht großen Kirchenfenster durch neue farbige Motivfenster ersetzt. Auch sie wurden durch die Wucht der Explosionen aus den Rahmen gesprengt und krachten auf die Kirchenbänke. „Wir schätzen den Schaden am Kirchengebäude aktuell auf rund 200.000 Euro“, so Badr.

Er war gerade dabei, eine Hochzeit in die Kirchenbücher einzutragen, als ein leichtes Zittern das Pfarrhaus neben der Kirche erschütterte. Kleine Erdbeben sind in der Mittelmeerregion nicht selten und so stand auch Badr vom Schreibtisch auf, um unter dem Türrahmen Schutz zu suchen. Keine Sekunde zu früh wie sich herausstellte, denn im nächsten Moment barsten die Fensterscheiben und das Glas samst Fensterrahmen flog über seinen Schreibtisch. Sein Büro wie auch das gesamte Pfarrhaus wurden, wie hunderttausend andere Wohnungen und Häuser auch, schwer beschädigt.

„Es ist gut zu sehen, dass unsere ehrenamtliche Arbeit und die Spenden so vieler Menschen dabei helfen können, die große Not, in die die Explosionen den Libanon gestürzt haben, etwas zu lindern“, sagt Markus Fischer von den Braubacher Hoffnungszeichen. „Alle Spenden kommen dort an, wo sie jetzt gebraucht wird – bei den Menschen, die nun alles verloren haben und am Rande der Gesellschaft stehen. Gerade sie stehen bei den Braubacher Hoffnungs­zeichen im Mittelpunkt“, erklärt seine Frau Amal.

Wer den gemeinnützigen Verein bei seiner Arbeit unterstützen möchte, kann auch weiterhin mit einer Spende helfen, unter dem Verwendungszweck „Libanon“ auf das Vereinskonto bei der Nassauischen Sparkasse IBAN DE43 5105 0015 0656 2209 85. Weitere Informationen unter www.braubacherhoffnungszeichen.de.